STORYTELLING in Marketing und PR

DAS Standardwerk für Storytelling im Marketing von Petra Sammer erscheint in der dritten Auflage

Wird es dem Anspruch gerecht? Ich habe es mir angesehen.

 

Storytelling in PR und Marketing

Der Ameisenbär ist zwar keine Intelligenzbestie, sagt die Zoologin Lydia Möcklinghoff auf Deutschlandfunk. Aber in einem ist das südamerikanische Tier, das eigentlich gar kein Bär ist, richtig gut: sich auf eine Sache konzentrieren. „Wenn er schnüffelt, schnüffelt er.“ Ein Vorbild für uns Menschen in Sachen fokussiertes Arbeiten, und damit auch prädestiniert für Storytelling.

Die dritte Auflage von Petra Sammers Storytelling-Buch dürfte für alle Marketingprofis eine gute Nachricht sein: Sie wurde um aktuelle Trends wie Emotionen im Storytelling und den Einsatz von KI erweitert und bleibt ihrem Anspruch als Grundlagenwerk für Kommunikationsprofis in Werbung, Marketing und PR treu. Zu recht? Im Großen und Ganzen: absolut.

Das Buch ist zwar recht umfangreich und etwas schwer fürs Handgepäck, aber die erste Auflage ist gerade wegen der vielen Schaubilder und Praxisbeispiele eines der meistgenutzten Werke in meinem Regal. Es ist immer griffbereit, wenn ein Marketingtext, ein Angebot, eine zündende Idee oder Inspiration für einen Workshop gebraucht wird – ein echtes Standardwerk, das in keiner Agentur fehlen sollte.

Warum Petra Sammer?

Man spürt die langjährige, internationale Erfahrung der Kommunikationsexpertin und ihre Nähe zur Praxis: Petra Sammer ist als Speakerin, Beraterin und Interviewgast unermüdlich unterwegs und versteht es, aktuelle Trends und Best Practices anschaulich zu vermitteln – und gibt auch mal einen Einblick hinter die Kulissen. Ihr Stil ist angenehm lebendig, jede Kernaussage wird von Beispielen und anschaulichen Grafiken flankiert. Die klare Struktur, Checklisten und die Vielzahl an Praxis-Einblicken machen das Buch auch für die Ausbildung empfehlenswert.

Kritischer Blick auf die Einführungskapitel

Gerade weil das Buch als Standardwerk gilt, fallen die Einführungskapitel zu den neurowissenschaftlichen, psychologischen und kulturellen Grundlagen etwas heraus. Hier bleiben die Ausführungen leider recht oberflächlich, was zu Verzerrungen führt, die möglicherweise unbeabsichtigt sind. Aber gerade vor dem Anspruch, das Thema der Emotionen stärker in den Fokus zu rücken, erscheint es doch erwähnenswert, dass die Darstellung der kognitiven und emotionalen Wirkmechanismen von Storytelling veraltet wirkt – insbesondere die Reduktion komplexer Hirnfunktionen auf isolierte Areale entspricht nicht mehr dem Stand der Kognitionswissenschaften. Moderne Forschung betont die Vernetzung und Dynamik neuronaler Prozesse, insbesondere im Hinblick auf die Narrativität, was im Buch kaum reflektiert wird. Hier wäre für künftige Auflagen eine präzisere, wissenschaftlich fundiertere, vor allem aktuelle Darstellung oder ein Verweis auf die durchaus vorhandene Literatur wünschenswert.

Fazit

Das schmälert jedoch nicht den praktischen Wert des Buches: Die Methoden, Checklisten und Beispiele sind fundiert und sofort anwendbar. Besonders das Kapitel zur Kommunikationstheorie und die vielen Praxisimpulse aus Marketing, PR und Film überzeugen durch die Expertise der Autorin. Besonders gefällt mir persönlich ihre Verwurzelung in der Kommunikations- und speziell Filmtheorie. Freuen Sie sich auf viele gekonnt eingeordnete Beispiele aus Kino- und Werbefilmen.  

Für alle, die Storytelling in Marketing, Werbung oder PR praktisch anwenden wollen, bleibt dieses Buch ein unverzichtbarer Begleiter und verdient auch in der dritten, um wichtige Aspekte erweiterten, Auflage einen festen Platz in jedem Kommunikationsprofi-Regal.

Zu finden Bei O’Reilly und Amazon. Auch als E-Book.

PS: Der O'Reilly Verlag hat übrigens dem Ameisenbär das letzte Wort gegeben: Auf der letzten Seite des Buches wird er mit einer Seite Text gewürdigt.

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