Das liebenswerte Universum von Eric Carle

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Eric Carles wild-kreativen Kinderbücher sind vo so einzigartiger Schönheit — sie haben einen festen Platz in unserem Bücherregal, unserer Sprache und Weltsicht. Ihre Figuren haben viele Millionen Familien in aller Welt geprägt.

Die hungrige Raupe, die in einer Mondnacht aus dem Ei schlüpft und sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt. Ein Pferd, dass blau sein darf, in Brown Bear, Brown Bear, What do you see? Die 10 Gummienten, die auf hoher See verloren gehen und die sehr beschäftigte Spinne. Eric Carles Werk is ein kreatives Feuerwerk an liebenswerten Kreaturen, das uns Mut macht, die Dinge überdimensional groß zu denken und ungewöhnlich anders zu machen.

Wie kam ein Grafiker und Illustrator der New York Times dazu, Kinderbücher mit Tieren in ungewöhnlichen Farben zu produzieren?

Eric Carle war der Sohn deutscher Einwanderer. Er arbeitet nach seinem Abschluss an einer deutschen Kunsthochschule als Grafikdesigner für die New York Times. Dann wechselt er zur Werbung. Der Autor Bill Martin Jr. verschaffte ihm Arbeit im Verlagswesen.

Die Inspiration, Tiere in unkonventionellen Farben darzustellen, geht auf ein Erlebnis in Deutschland zurück, wohin seine Eltern 1935 aus Heimweh zurückgezogen waren. Da war er 6. Ein Lehrer zeigte Carle, als dieser zwölf oder 13 war, heimlich abstrakte und expressionistische Kunst, darunter ein Werk von Franz Marc.

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"Ich war schöne Malereien mit einem Berg im Hintergrund gewohnt", erzählte Carle dem Sender NPR 2011. "Obwohl ich schockiert war, trug ich diesen Tag immer in meinem Herzen."

Ein wesentliches Element von Carles Büchern ist, die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Und die Hoffnung, dass hinter dieser Schwelle etwas unglaublich viel Größeres liegen kann.

"Das Unbekannte beinhaltet häufig Angst", hielt Carle, der fließend Deutsch und Englisch sprach, einmal fest. "In meinen Büchern versuche ich, dieser Angst entgegenzuwirken, sie durch eine positive Botschaft zu ersetzen. Ich glaube, dass Kinder auf natürliche Weise kreativ und darauf erpicht sind, zu lernen. Ich will ihnen zeigen, dass Lernen wirklich sowohl faszinierend ist als auch Spaß macht."

1969 entstand “Die Raupe Nimmersatt” — später erlangt sie Weltruhm

Eric Carles Raupe Nimmersatt hat Weltruhm erreicht. Es gibt ein Foto von mir, wie ich es unter dem Weihnachtsbaum auspacke, wie bestimmt von vielen Millionen anderen Kindern auf der Welt. 1969 war es erstmals veröffentlicht worden.

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In the light of the moon, a little egg lay on a leaf.

One Sunday morning, the warm sun came up and pop! — out of the egg came a tiny and very hungry caterpillar.

He started to look for some food.

Eine kleine Raupe mit unbändigem Hunger erobert die Welt mit ihrem Charme.

“When I was a small boy, my father would take me on walks across meadows and through woods (...) He would lift a stone or peel back the bark of a tree and show me the living things that scurried about. He’d tell me about the life cycles of this or that small creature, and then he would carefully put the little creature back into its home.”

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Es war sein Vater, der ihm bei Spaziergängen durch Wiesen und Wälder die kleinen Tiere unter Steinen und Baumrinden zeigte, und ihm die Geschichte ihres Lebenszyklus erzählte.

“I think in my books I honor my father by writing about small living things,” he continued. “And in a way I recapture those happy times.”

Wieder war es nicht nur eine spanndende Entdeckung, die Carle später als Autor den Impuls für ein Buch gab — sondern auch der Einfluss der begleitenden emotionalen Bewegtheit — diesmal das Glück der Spaziergänge mit seinem Vater.

Später, mit dem Erfolg des Buches, reflektierte der Autor, es sei ein Buch der Hoffnung:

“It took me a long time, but I think it is a book of hope,” sagte Carl der Deutsch wie Englisch fließend spricht. “Children need hope (...) You — little insignificant caterpillar — can grow up into a beautiful butterfly and fly into the world with your talent.”

Sagte Carle in einem Interview 2019 zum 50. Geburtstag des Buchs bei seinem Verlagshaus Penguin Random House.

Kinder in aller Welt fragten aber auch, warum die Raupe als Schmetterling aus einem Kokon schlüpft, was ja nicht biologisch exakt richtig ist (nur einige Mottenarten bauen einen Kokon, Schmetterlinge eine Puppe).

“When I was a small boy, my father would say, ‘Eric, come out of your cocoon,’ (...) He meant I should open up and be receptive to the world around me.”

Daher habe er auch wissentlich die Biologie der Poesie untergeordnet und die Raupe aus einem Kokon schlüpfen lassen - es klang einfach besser, fühlte sich bedeutender an und war ein besseres Bild als "Chrysalis".

Ein Zeitungsartikel war die Inspiration für “10 Little Rubber Ducks”

Die Inspiration zu "10 little Rubber Ducks" kam von einem Zeitungsartikel: Tatsächlich war ein Container mit Spielzeug im offenen Meer verloren gegangen, und das Spielzeug wurde an verschiedenen Küsten angespült. Ich habe in der eingängigen Reimform wohl an die 100 Mal vorgelesen, wie die kleinen Gummienten, die bei Sturm über Bord gegangen sind, in verschiedene Weltregionen treiben — und eine am Ende eine Entenfamilie findet, die sie aufnimmt.

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Der Quietschentchen-Button auf der letzten Seite hat, genau wie die Löcher im Buch der kleinen Raupe, bestimmt nicht unwesentlich zum Erfolg der Bücher beigetragen. Sie waren für ihre Zeit noch sehr ungewöhnlich, vor allem bunt, und das ganze Konzept war nutzerorientiert: Eric Carle hat eine neue Art von Medien erfunden: das Bild-Text-Spielbuch.

An mehr als 75 Büchern hat Eric Carle mitgewirkt. Er hat es geschafft, seine Werke zu Lebzeiten profitabel zu machen, und so nicht nur seinen Lebensunterhalt zu verdienen und zu leben wo er wollte. Durch den Erfolg der Bücher hat er Millionen Menschen in aller Welt inspiriert, sich auf ihren Mut und ihre Kreativität zu verlassen, Bildung neu zu denken — und etwas einzusetzen für das größere Ganze. Ein beeindruckendes Erbe, das noch sehr lange weiterleben wird.

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Viele träumen davon, ein Bestsellerautor zu werden, oder zumindest ein Werk zu schaffen, dass ganz einzigartig ist und andere Menschen inspiriert — während es sich gleichzeitig profitabel verkauft.

Denkst du auch manchmal: “Eigentlich wollte ich ja immer ein Buch schreiben?”

Wenn du also eine Idee hast, mit der du andere inspirieren kannst, aus ihrem Talent etwas Größeres zu machen als sie sich jetzt gerade vorstellen können — und dann nach dem ersten Gedankenblitz zu dir selbst sagst, du seist ja gar nicht kreativ: dann geh doch mal in diese wunderliche Welt des Anfangs deiner Kreativität. Als du das Universum kleiner Tiere unter Steinen entdeckt hast und mit Farben experimentiert. Fällt dir ein Moment ein, in dem du mit der Leichtigkeit eines Schmetterlings-Flügelschlags in ein kreatives Experiment gefunden hast?

Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich im Alter von ungefähr 6 mit den Kindern aus der Nachbarschaft eine "Druckanlage" erfunden hatte. Sie lief mit Tinte aus dunkelbraunen Walnussschalen und wurde von einem Balken unserer Schauken angetrieben, der bei schwungvollem Schaukeln auf und ab stampfte.

Dir fällt doch bestimmt auch etwas ein, über dessen Bewertung oder Nützlichkeit du dir erst hinterher Gedanken gemacht hast, wenn überhaupt, oder jemand hat das für dich getan.

Wenn du also etwas schreiben willst und dir nichts einfällt, überleg dir die Frage die du beantworten willst und eine Person, an die du dich wendest. Schreib sie auf ein Blatt und leg es weg. Dann geh auf eine Expedition (zum Bücherregal oder in den Garten) und finde ungewöhnliche Kombinationen.

Das ist nicht schwer. Schwer ist es, den kleinen Zensor in dir auszuschalten. Und da hilft eine kleine große Kreatur aus einem der Bücher von Eric Carle. Ich nehme es aus der Kiste der vor dem Aussortieren geretteten Werke oben auf dem Schrank und lasse mich in die Welt der blauen Pferde, schlecht gelaunten Marienkäfer und in exotische Länder abtreibenden Gummienten entführen. Alle handeln von dem Mut, meinen Weg zu gehen, zu glauben und die Angst vor dem Ungewissen zu überwinden.

Anja Timmermann

Hej, I am a business coach and dedicated trainer for knowledge competences, using a storytelling-approach. I love to work with intellectually ambitious entrepreneurs who don’t longer want to copy what others do. Instead they want to dig for the gold nuggets in their knowledge and craft something beautiful and unique to pass it on to others who can make use of it. A former historian and and journalist, I have lived and worked in North and South America. Now I am with my family in Hamburg, Germany. You can work with me in German, English and Spanish. Are you asking yourself when your Story will finally be heard and you can start building the future with your own knowledge and ideas? I am happy to talk to you in a video-chat or call.

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