Denim: Die größte Geschichte, die jemals getragen wurde
Aus der zunächst als schnelle Notlösung für einen Waldarbeiter in Nevada zusammengeflickten Arbeitshose entwickelte sich ein Evergreen-Kleidungsstück mit einem Eigenleben, welches größer war als alles, was man sich in den Baracken von Klondike und in der Stube eines Schneiders namens Levi in San Francisco hätte vorstellen können. In den 50er und 60er Jahren James Dean und Elvis Presley sei Dank als “rebellisch” verunglimpft ist sie nun möglicherweise das beliebteste Kleidungsstück der westlichen Welt: die Denim Jeans.
Hast du auch eine im Schrank? Ich wette drauf. Aber was ist an Blue Denim eigentlich so anders als an jedem anderen Stoff? Was macht seine Faszination aus? Und welche Geschichte steckt eigentlich dahinter?
Eine kurze Geschichte über eine unzertrennliche Freundschaft
Die französische Stadt Nîmes, zwischen Marseille und Montpellier, ist den meisten Menschen heute, wenn überhaupt, dann für ihre Monumente aus der Römerzeit bekannt. Dabei zeichnet sie verantwortlich für etwas, das jetzt in diesem Moment vermutlich Milliarden Menschen auf der Haut tragen: Denim, den Stoff, aus dem die Jeans gemacht ist.
Blue Denim = Bleu de Nîmes
Ein Franke aus ärmsten Verhältnissen machte sich zusammen mit seiner Familie an die amerikanische Westküste auf, angezogen vom Goldrausch. In San Francisco baute er mit seinem Brüdern einen Kurzwarenhandel auf. Sein Name: Löb Strauss. Später sollte er sich in Levi umbenennen.
Unter den Einwanderern ist auch der junge russische Schneider Jacob Youphes, der sich später in Jacob W. Davis umbenennen sollte. Er fand in Nevada sein Glück. Hier gab es eine große Nachfrage an Kleidung, denn die harte Arbeit in den Minen und Wäldern sorgte bei vielen Kleidungsstücken für eine sehr geringe Lebenserwartung.
Und dann küsste Jacob W. Davis die Muse: Eine Dame bat ihn, eine haltbare Arbeitshose für Ihren Gatten zu entwerfen, einen Holzarbeiter. Jacob entschied sich für eines der robustesten Materialien, die er kannte: Serge de Nîmes, das Tuch aus Nîmes.
Der Stoff aus Nîmes war ein derber gewebter Baumwollstoff, auch Twill geannt: hart, aber widerstandsfähig, wie er für Segeltuch verwendet wurde, oft gefärbt mit Indigo, aber von günstiger Qualität.
Billiger, leichter und flexibler als Leder.
Die Jeans kam aus Genua
Aber Moment mal: Wie kommen wir nun eigentlich von "Denim" auf Jeans? Dieser Name geht sogar zurück ins 18. Jahrhundert, meine Lieblingsepoche. 1795 kam ein Schweizer Banker namens Jean-Gabriel Eynard nach Genua. Aus einem Tuch, dass er dort entdeckte, fertigte er Uniformen. Die Farbe des Stoffes nannte er nach Genua "bleu de Genes" - auf Englisch klingt das wie "Jeans". Der Begriff Denim war allerdings populärer, bis in die 1960er Jahre.
Kamen noch die Nieten zur Arbeitskleidung, und es begann die Erfolgsgeschichte des wohl beliebtesten Kleidungsstücks der Welt.
Zielgruppe, Angebot und Nachfrage
Und hier kommt wieder Löb Strauss ins Spiel, der sich inzwischen Levi hat benennen lassen. Er hatte sich in den letzten Jahren ein lukratives Geschäft aufgebaut. Zusammen mit seinem Kollegen Davis (der mit den Nieten) meldete er 1873 das Patent für die robuste Hose an, die auch als Arbeitsoverall produziert wurde. Um sich von den billigen Imitaten zu unterscheiden, entwarf Davis eine verschlungene Doppelnaht für die Po-Taschen.
Man mag rätseln, wie das vor der Erfindung von TikTok überhaupt möglich war. Auf jeden Fall ging das Produkt viral. Das Patent wurde im März 1973 (mein Geburtsjahr!) angemeldet. Bis zum Jahresende wurden bereits rund 70.500 Hosen und Mäntel verkauft! Zehn Jahre später hatte sich das Unternehmen zu einem kleinen Konzern entwickelt, mit mehreren Fabriken und fast 550 Angestellten.
Heute ist Levi Strauss & Co. einer der wichtigsten Hersteller für Jeans weltweit, mit circa 14.000 Beschäftigten und fast 5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. Der Klassiker, Levi's 501, ist damit schon seit dem 19. Jahrhundert eine der berühmtesten Hosen der Welt.
Was James Dean damit zu tun hat
Durch Vorbilder wie James Dean und Elvis Presley wurden die Jeans in den 1950er Jahren ein Zeichen der rebellischen Jugend. Aber wie es so oft ist mit Subkulturen, wurden sie in den 60er Jahren schon Teil des Mainstreams. Jeans zu tragen war jetzt salonfähig geworden. Spätestens in den 1970er Jahren hatte fast jeder jüngere Mensch Jeans im Schrank — und an den Beinen.
Abgerissene Gestalten — von heute oder von gestern?
In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Phasen, in denen zerrissene Jeans oder Stoffe im Used Look populär waren, während Eltern auf der ganzen Welt die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Dabei hat der Trend seinen Ursprung zur Jugendzeit unserer Großeltern: In der Juni-Vogue von 1935 wurde eine modische Jeans im Used-Look präsentiert. Ihren Weg in die Mainstream-Mode fanden diese Art der Jeans aber erst 1965. Hier wurden die Hosen dann auch durch Patches, Stickereien und mehr personalisiert und in zahlreichen Waschungen angeboten. Somit vollendete die Jeans ihren Weg von der ultra-haltbaren Arbeiterhose zum individuellen Statement ihres Trägers.
Blaue Krägen und Blaumänner
Die Geschichte der Jeans begann vor mehr als 400 Jahren in Italien, in Genua, wo die Hafenarbeiter für Arbeitskleidung und Segeltuch gleichermaßen einen robusten Stoff namens Geanes Fustian aus arabischer Baumwolle nutzten. Das Material war dem haltbarsten Blaufarbstoff überhaupt, Indigo, gefärbt, sehr stark und somit gut geeignet für Arbeitshosen für diese fleißigen Hafenarbeiter und Segler. Praktischerweise unterschieden sie sich damit auch gleich von der Weiß tragenden Oberklasse. “Blaumänner” und Blue Collar Hemden (mit blauem Kragen) wurden zum Erkennungsmerkmal der Arbeiterklasse.
Dieser Stoff wurde in andere Länder exportiert, schließlich bekannt als der Blaue aus Genua, oder auf Französisch Bleu de Gênes, da Genua zu dieser Zeit zu Frankreich gehörte. Die englische Adaption des Ausdrucks wurde dann zu Blue Jeans.
Wenn du jetzt weiter in die blau-weiße Geschichte eintauchen möchtest
Die Faszination Blue Jeans hat inzwischen einige Kapriolen geschlagen: Vom weltberühmten Denim Hunter bis zu Jeansbleichwettbewerben — hast auch du damals in den 80ern mit der Domestosflasche in der Hand deine Jeans in der Badewanne ausgeblichen? Wenn ja, dann ist das hier was für dich: Jeans-Stories, bei denen man gleich mitmachen will:
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Der Denim-Jäger
Der berühmteste Sammler von Denim-Kleidung, der die frühesten Zeugnisse der Jeanskultur aus Minen rettet: The Denimhunters Academy: The Story of Brit Eaton - Worlds most famous denim Hunter: https://denimhunters.com/brit-eaton/
Jeans-Ausbleichwettbewerb 2023
The 2023 Jeans Fading Competition: https://denimhunters.com/indigo-invitational-year-three-winners/
Bleu de Nimes - wo alles begann, und immer noch lebendig gehalten wird
https://myfrenchcountryhomemagazine.com/bleu-de-nimes-the-history-of-denim/
Ausstellung Blue Jeans - Kunst. Kommerz. Kult.
https://www.museumsquartier-osnabrueck.de/ausstellung/blue-jeans-kult-kommerz-kunst/
Buch: Blue Blooded - Denim Hunters and Jeans Culture
Jeans are equal parts subculture and establishment. Worn as both work clothes and luxury fashion, they are practically universal. This book contains everything you need and want to know about jeans. Denim embodies authenticity, rebellion, workwear, and the old west. Denim hunters tirelessly search ghost towns for vintage jeans. Families weave heritage cloth for generations. Craftsmen on foreign shores preserve the old ways while designers back home redefine the iconic five-pocket look. And all of us trade stories of how we got that perfect fade. Blue Blooded is the story of denim and jeans culture: The secrets of selvedge. The true origins of the Osaka Five. The immigrants and inventors in the Wild West who created jeans. Exclusive profiles of the independent designers and makers invigorating the denim scene, like 3sixteen and Iron Heart, along with forces like Levi s that shaped the industry. No other garment has the iconic status of jeans. Jeans are never out of fashion, and they will continue to outlive other sartorial trends for the foreseeable future. A contemporary overview of our favorite article of clothing, Blue Blooded introduces traditional brands as well as designers who are stirring up the industry. The book covers the topic of jeans in its entirety from their rivets to their various washes and from their cultural history to a recommended selection of stores where they can be bought. And, of course, the things every denimhead needs to know: How to wash or not wash your jeans. How denim is made. And how denim makes us who we are.
Yacht “Bleu de Nimes” for Sale
🫣 https://www.edmiston.com/yacht-brokerage/yachts/bleu-de-nimes
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Love the Teaspoons.