Was ist eine Story?

 

Inhalt

  1. Was ist eine Story?

  2. Warum erzählen wir?

  3. Was macht eine Story zu einer guten Story?

  4. How-to Story: selbst eine Story knüpfen

  5. Zusammenfassung

 

“Was ist eine Story denn eigentlich?”

— das werde ich bei meiner Arbeit als Storytelling-Trainerin oft gefragt. Und da du dich das vielleicht auch schon gefragt hast, und da es ist wichtig ist, zentrale Begriffe erst einmal zu verstehen und für die Arbeit damit zu definieren, unternehme ich hier mal den Versuch einer Erklärung.

Es gibt Fachbegriffe, die nicht jeder kennt. Dann fragt man, oder liest nach. Es gibt aber auch Begriffe, die sehr viel im Alltag, womöglich noch in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet werden. Dann meint man oft, man weiß schon, was das bedeutet. Dazu gehört der Begriff “Wissen” und auch “Story”. “Narration” und “Narrativ” sind eher Fachbegriffe, die jedoch momentan eine Welle der Aufmerksamkeit in den Medien erfahren — nicht ganz zufällig.

Grundlagen für die Zusammenarbeit an Storytelling schaffen, ein besseres Verständnis der Medieninhalte und -diskurse sowie die bessere Ausschöfpung des Potentials guter Wissensarbeit auf persönlicher Ebene: Das sind drei Gründe, in dieser Serie die Vokabeln des Storytellings, der Wissensarbeit unter die Lupe zu nehmen. Wir beginnen mit “Story”.

 

Was ist eine Story?

Eine Story ist eine Geschichte ist eine Narration, also eine Erzählung.

Ganz einfach:

  • Story ist der englische Begriff,

  • Geschichte ist der deutsche Begriff,

  • Narration der wissenschaftliche, beruhend auf dem lateinischen narratio = Erzählung.

Das bedeutet ja, dass es zwei Ebenen geben muss: eine Erzählebene und eine “Wirklichkeit”, über die erzählt wird. Und es bedeutet auch, dass es eine Erzählerin oder einen Erzähler geben muss, den Storyteller, der (oder die) uns die Geschehnisse in ihrer ganz individuell gefärbten Art vermittelt.

Daran kannst du sehen, dass ich mich als Publizistik- und Kommunikationswissenschaftlerin mit einigen zusätzlichen Semestern Ethnologie sowie als Historikerin eigentlich ununterbrochen seit Langem mit Stories beschäftige. Aber auch in deinem Alltag hast du bestimmt sehr viel mit Erzählungen zu tun. Vom Theater oder Songwriting und Fernsehprogramm über den beruflichen Einsatz bis zur ganz alltäglichen Kommunikation.

Aber woran erkennt man nun eine Story? Wie kann man es einfach machen?

Neben den beiden Ebenen habe ich mich weiter gefragt, was unbedingt vorhanden sein muss, damit eine Story noch eine Story ist. Dafür brauchen wir noch ein Element. Und es ist überraschenderweise nicht der Held, sondern der Gegenstand der Erzählung, und wie dessen Anordnung ist:

Eine Story ist eine Erzählung über eine Verkettung von Handlungen und Ereignissen, die zu einer Problemlösung führen.

Fehlt eines dieser Elemente, hast du keine Story mehr:

  • eine Erzählung ÜBER etwas, und damit gibt es eine Erzählebene und eine erzählende Figur, die Erzähler:in

  • ein Zusammenhang von Handlungen und Ereignissen in einer bestimmten Reihenfolge

  • ein Problem und dessen Lösung als zentrales Element, also eine Transformation

So können wir schon mal feststellen, was eine Story ist:

  • eine Höhlenmalerei, die eine Jagdszene zeigt

  • ein Märchen, ein Theaterstück, ein Lied

  • Blockbuster wie Star Wars oder Der Herr der Ringe

  • wenn jemand uns seine Version eines historischen “Sachverhalts” erzählt: in seiner ganz eigenen Färbung, mit klarer Definition für Problem und Lösung, so wie wir es als Teil der Kriegsrethorik von Cäsars Bellum Gallicum bis Putins Erläuterung der Geschichte Osteuropas nachlesen können

Jetzt braucht unser Begriff noch eine Abgrenzung: Was ist KEINE Story?

  • die Wetterkarte

  • eine Chronik, die nur Daten und Informationen aufzählt

  • eine Excel-Tabelle

  • eine To-Do-Liste

  • eine Notiz

Eine Narration und eine Tabelle in einem Aktenordner haben also wenig gemeinsam.

Nochmal die Definition:

Eine Story ist eine Erzählung über eine Verkettung von Handlungen und Ereignissen, die zu einer Problemlösung führen.

Das hört sich noch ziemlich profan an. Wo ist das Abenteuer? Wo sind die tapferen Helden? Wo die großen Emotionen? Das kennen wir doch aus dem Kino anders.

Bevor zu den Zutaten kommen, die Storytelling spannend und wirkungsvoll machen, lass uns erstmal verstehen, wozu wir das Erzählen überhaupt erfunden haben. Oder besser gesagt: wie es sich entwickelt hat und wobei es uns bisher geholfen hat.

 

Schon mal was von Reepschlägern gehört?

Seildreher, den Beruf gibt es noch. In Norddeutschland heißt es Reepschläger, woher die Reeperbahn ihren Namen hat. Wie Seile gedreht werden kann man sich ansehen in vielen Freilichtmuseen und historischen Museen, wie dem Museum für Hamburgischer Geschichte und dem Hamburger Hafenmuseum. Foto: Trevor Kay @unsplash

 

Warum erzählen wir?

Nehmen wir an, es gibt also so etwas wie die Wirklichkeit. Über Sinneswahrnehmungen kommen Reize in unserem Hirn an. Die verarbeiten wir und bilden uns so unser Abbild von der Wirklichkeit. Es gibt also einen Unterschied zwischen “der Wirklichkeit” und unserer Wahrnehmung von der Wirklichkeit. Die “innere Landkarte” sieht bei jedem anders aus, aber es gibt Übereinstimmungen. So wissen wir, dass mit großer Wahrscheinlichkeit Sonnenlicht wärmt. Das ist also eine relativ gesicherte Feststellung.

Wirklichkeit → Sinneswahrnehmung → Reizverarbeitung → handeln und / oder abspeichern

Wir Menschen sind neugierige Wesen. Wir saugen alles in uns auf, was wir in unserer Umwelt an Reizen wahrnehmen können. Wir suchen sogar nach versteckten neuen Informationen. Dabei werden wir angetrieben von unseren Bedürfnissen, von den Grundbedürfnissen wie Hunger, Sicherheit, soziale Beziehungen bis zu den weitblickenderen Bedürfnissen {das ist ein spannendes Thema für sich, auf das ich hier nicht weiter eingehen kann. Schau dazu bei Maslow’sche Bedürfnispyramide und der Folgeliteratur zu Bedürfnissen}.

Nun ist der Denkmechanismus des Homo Sapiens so gestrickt, dass die Informationen, die uns unsere Umwelt bietet, selektiv wahrgenommen werden (je nach unserem momentanen Bedürfnisprofil) und auf eine bestimmte Weise eingeordnet und abgespeichert werden. {Ich leiste mir hier eine sehr verballhornte Darstellung da ich auf äußerst gebildete Menschen in meinem Umfeld zurückgreifen kann, die das viel besser erklären können. Für das menschliche Art, das Denken zu organisieren, verweise ich auf Dr. Franz Hütter und das Net of Brains #netofbrains}.

  • Orientierung: Navigation

  • Sozialisierung: like or hate

  • Problemlösung: how to solve problems

  • Wissensvermittlung: Kommunikation

Es ist nämlich eine Errungenschaft unserer Spezies, der Homo Sapiens, dass wir unsere Eindrücke nicht nur direkt verarbeiten können, sondern auch unseren Mitmenschen vermitteln können: dazu kommunizieren wir. Auch das können einige Tiere bis zu einem gewissen Grad. Beispiel: Es droht Gefahr, da hinten gibt es Essen.

Aber damit unterscheiden wir uns signifikant von Tieren: Wir können Informationen über komplizierte Ereignisse und Handlungsabläufe über Raum und Zeit versetzt senden. Wir können Wissen bilden und als Erzählung abspeichern und weitervermitteln. Eines der frühesten Zeugnisse sind die Höhlenmalereien: Jemand chiffriert eine Sinneswahrnehmung in Symbole, zum Beispiel als Sprache (Bild, …) und das nehmen wir dann wahr, wenn wir die “verkapselte” Wirklichkeit wieder dekodieren.

So können wir etwas über die Vergangenheit erfahren. Ob die Zeitpunkte der Kodierung und Dekodierung nun weit auseinanderliegen, wie bei einer Höhlenmalerei, nicht ganz so weit, wie bei einem Hausmärchen — oder sehr nah beieinanderliegen, wie bei der Kommentatorstimme zu einem Fußballspiel. Der Kommentator beim Fußball wird übrigens im Spanischen der “Narrador” genannt.

Wie vermitteln wir unser Wissen jetzt so, dass uns zugehört wird (auch dann noch, wenn sich sehr viele Informationsmöglichkeiten bieten), und dass wir auch etwas damit bewirken? Wie vermitteln wir Wissen WIRKSAM?

Um das besser zu verstehen, führe ich eine Liste der wirksamen Faktoren beim Storytelling, oder Eigenschaften von Stories: die Narrativitätskriterien.

Narrative Eigenschaften (Narrativitätskriterien)

Meist hilft uns diese reine Unterscheidung zwischen Narration und Nicht-Narration aber nicht viel weiter, denn wir sind in Grauzonen unterwegs. Sonst wären die Kollegen Journalisten und Damen und Herren Politiker ja auch nicht so stolz darauf, ein Narrativ erkannt zu haben.

Da helfen uns die Narrativitätskriterien.

Typische Eigenschaften einer Narration sind:

  • Ein Problem: Die Erzählung rankt sich um ein Problem. Im Kern steht ein Problem und die Erzählung ist die Nacherzählung einer Abfolge von Ereignissen und Handlungen, die zur Lösung des Problems führen. Das heißt schon mal: eine Wetterkarte ist keine Narration.

  • Anfang und Ende: One Moment in Time. Meist handelt es sich um einen Ausschnitt in der Zeit, Anfang und Ende sind klar festgelegt. Wie etwa typischerweise in Märchen sogar formelhaft verstärkt: "Es war einmal, .... bis ans Ende ihrer Tage".

  • Ein Plot: die wichtigsten Elemente der Handlung. Sie lassen sich in einer kurzen Grundstruktur aufzählen:

  • Eine innere Struktur: Typische Erzählungen folgen althergebrachten Mustern. Sehr typisch sind die schon von Aristoteles herauskristallisierten 3 Teile: Anfang, Mitte (oder Handlung) und Ende. Ich verwende 5 Teile in meinen Storytelling-Workshops (STARt: Situation, Task, Action, Result, Transfer), die Heldenreise von Joseph Campbell hat 17 und ausgefeilte Dramaturgien im Film- und Fiction-Genre 32 oder mehr.

  • Typische Rollenfiguren: Heldin oder Held, der/die/das Böse, Opfer und Storyteller sind die wichtigsten Rollen, und in den meisten Erzählungen enthalten. Sie symbolisieren Persönlichkeitsanteile.

  • Kulturelle DNA: Wenn Formulierungen (und sogar rethorische Figuren) bewusst die Nähe zu vorhandenen Sprachbildern oder Erzählungen, oder auch bekannten Mustern suchen, dann ist es sehr offensichtlich, dass das zur bewussten Verstärkung des Gesagten verwendet wird. Denken wir an die Filme der nationalsozialistischen antisemitischen Propaganda, die bewusst Bilder von Ratten (mit entsprechender musikalischer Verstärkung) unter die Erwähnung von Juden gelegt hat, und das anti-asiatische Schlagwort von der "gelben Gefahr".

  • Kommunikationsabsicht: Das Format der Narration wird dann bewusst gewählt, wenn die Absicht des Kommunikationsaktes in punkto Ganzheitlichkeit, Aktivierung und Nachhaltigkeit über die reine Informationsvermittlung (und auch Unterhaltungswert) hinausgeht: Es soll neben dem reinen Inhalt auch Sinnbildende Elemente wie Werte und Moralvorstellungen vermittelt werden. Emotionen und Spannung, der Unterhaltungswert, wird dann bewusst eingesetzt.

  • Last but not least: der Unterhaltungswert. Bei einigen Narrationen möglicherweise der Hauptgrund, warum sie erzählt werden. In jedem Fall werden Mittel der Verstärkung der Botschaft verwendet: Emotionen, Sprachbilder und Spannungsfördernde Elemente wie ein Cliffhanger (typisch im Krimi) oder ein Moment der Überraschung. Auch bewusst gewählte Identifikationsfiguren und Szenarien, die zur Ziegruppe passen, sind Wirkungsverstärkende Mittel.

Ich hoffe, du siehst, wie wichtig es ist, die Merkmale einer Narration zu kennen: Denn so kannst du den Grad der "Narrativität" einer Nachricht bestimmen. Eine Chronik oder Dokumentation sollte demnach einen geringen Grad an Narrativität enthalten (und diesen im besten Fall auch kenntlich machen). Im Journalismus heißt ja Vieles Story. Da ist der Grad der Narrativität ein gutes Unterscheidungsmerkmal.

Der Narravititätsgrad: Dein neues Story-Messgerät. Anhand von Narrativitätskriterien kannst du Stories besser unterscheiden und auch besser verstehen, warum einige Stories “erfolgreicher” sind als andere.

Toll, oder? Jetzt kannst du selbst bestimmen, ob es sich um eine Story handelt. Und noch besser: wenn du selbst eine Story erzählen willst, kannst du besser einen Inhalt auswählen, der sich optimal für dein Storytelling eignet.

Storytelling: eine Story “verknüpfen”

StoryMaking, wie geht das? Wie “stricken” Politiker, Marketingagenturen und Fernsehjournalistin eine Story?

Wir fangen mit dem an was wir haben. Wollen wir eine bestimmte Wirkung entfalten, suchen wir die Story zur Zielgruppe und der gewünschten Problemlösung. So funktioniert Storytelling im Marketing.

Aber gehen wir erstmal zurück in die Redaktion der Fernsehjournalisten:

Am Anfang haben wir meist das Rohmaterial, gern auch "Fakten" genannt, aber dieser Begriff wirkt nur klar, ist es jedoch nicht. Sagen wir richtiger: Informationen über Ereignisse und Handlungen zu einem relevanten Problemfeld. Nun können wir uns entweder bemühen, alles so klar wie möglich und logisch sortiert (zum Beispiel vom Wichtigen zum Unwichtigen) darzustellen, dann haben wir die Nachricht.

Oder wir wählen ein erzählerischeres, ein narratives Format, zum Beispiel für die Kindernachrichten “Logo”. Genauso können wir das aber auch für eine Doku oder einen “Hintergrundbericht” tun. Und sogar in übler Absicht —

Storytelling an sich ist ja nur eine Kommunikationsform und nicht per se gut oder böse.

Den Grad der Narrativität können wir beeinflussen, ohne die enthaltenen Informationen zu verfremden:

  • die Erzählzeit: wir geben die Informationen in einer anderen Reihenfolge wieder, oder ändern auf eine andere Art den Bezug zum zeitlichen Rahmen

  • die Perspektive (lassen wir die Geschehnisse aus der Perspektive einer Einzelperson, zum Beispiel eines Kindes erzählen)

  • die Visualisierung und Kontextualisierung (in welchen Rahmen setzen wir die Informationen?)

So geht die Verwandlung von Informationen in ein Erzählformat. Das allein ist nicht per se gut oder böse. Es ist sogar auch die Pflicht von qualitativem Journalismus, Verhältnisse so darzustellen, dass sie gut verstanden werden. Und Geschehnisse einzuordnen und zu interpretieren. “Uns die Welt zu erklären”.

Vorteile:

  • wir legen Sinn hinein

  • wir ordnen die Geschehnisse in einer logischeren Reihenfolge

  • wir bringen Spannung hinein

  • durch Emotionen oder Sprachbilder machen wir eine reine "Faktenübermittlung" interessanter, sie wird auch besser behalten (wer erinnert sich noch an Karius und Baktus?)

  • die Story kann eine Lehre transportieren

Merke:

Es geht immer um eine äußere Zustandsveränderung zu einem erwünschten Zustand in der Zukunft — und parallel auch um eine innere Transformation der Heldin / des Helden zu einer besseren Version ihrer / seiner selbst. Bessere Welt, besserer Mensch. Aus {obacht hier!} der Perspektive des Erzählers. Aber, wie eingangs gesagt: niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet.

Übrigens, good to know:

Die Narration ist der Vorgang des Erzählens, aber auch das Ergebnis, der Text, der durch Weitererzählen konserviert und weiter verändert wird. Oder in einem Medium gespeichert Raum und Zeit überdauert (zum Beispiel als Buch oder Fernsehbericht).

Also: Eine Story ist eine abgeschlossene Erzählung über eine Verkettung von Handlungen und Ereignissen, die zu einer Problemlösung führen. Der Vorgang ist das Storytelling, das Produkt die Story. Bei Narration bezeichnet der Begriff sowohl den Erzählvorgang als auch das Produkt.

So, alles geklärt.

Was ist jetzt ein Narrativ?

Während eine Story typischerweise abgeschlossen ist (eines der Narrativitätskriterien) transzendiert ein Narrativ quasi als “Geist der Story” diesen Rahmen.

Narrativ bezeichnet in der Anthropolgie und Erzähltheorie (Narratologie) ein Versatzstück einer Erzählung. Und zwar (und hier wird es interessant für uns) ein Teil, der die Essenz der Narration enthält und in sehr verdichteter Form wiedergeben kann. Ähnlich wie eine Metapher, ein Sprachbild, ein Plot. In einer umfangreicheren Erzählung gibt es oft mehrere Narrative (denk mal an einen Krimi, oder generell Serien), aber ein Haupt-Narrativ.

Das Narrativ ist einerseits kleiner und andererseits viel größer als die Narration. Es ist das Skelett, der Geist oder der Rote Faden einer Geschichte. Findest du noch mehr Sprachbilder für Narrativ?

Narrative sind viel größer als die in sich abgeschlossene Narration, weil sie sich wiederholen und vielen Narrationen zugrundeliegen. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch unterschiedlichste Texte, über viele Jahrhunderte, und "nähren" sich durch Beiträge, die aus ganz anderen Kontexten kommen können. Sie bekommen ein Eigenleben und können so mächtig werden, dass eine Andeutung reicht, um das Bild heraufzubeschwören. Da wird die Nähe zum Mythos (hier dem Mythos von der tugendhaften Hausfrau und Mutter) deutlich.

Ein Narrativ ist so etwas wie das Motiv der Story. Uns es lässt sich oft sehr verknappt ausdrücken: David gegen Goliath, vom Tellerwäscher zum Millionär, das hässliche Entlein, das Heimchen am Herd, der verlorene Sohn, die Heldenreise, die Rettung, (...). Bestimmt fallen dir jede Menge Narrative ein, wenn du an Filme und Bücher denkst, oder die Nachrichten schaust.

Narrative sind unter anderem deswegen mächtig, weil sie relevante Inhalte transportieren, aber auch Subtexte (zum Beispiel Werte und moralische Vorstellungen) und deren Funktion es ist, Erlebtes in bekannte Kategorien zu bringen. Vor allem aber, weil sie auf nur allzu bekannte und tief verwurzelte Motive zurückgreifen.

Zu den Narrativen habe ich einen eigenen Blogpost geschrieben Was sind Narrative?

The End

Jetzt weißt du, wie du eine Story erkennst (an den zwei Ebenen + Erzähler, der Kette von Handlungen und Ereignissen, dem zentralen Problemlösungsprozess und der typischen Struktur, mit Anfang und Ende sowie weiteren Narrativitätskriterien). Ich hoffe, du hast etwas gelernt, das du für dich verwenden kannst. Und darüber hinaus wünsche ich mir, dass du verstehst, warum es ok ist, sogar unbedingter Imperativ ist, selbst deine eigenen Narrationen, Stories und Narrative zu schreiben und zu publizieren. Denn der Wille zur Macht ist weder gut noch böse. Storytelling und Narrative sind weder gut noch böse. Es sind Mittel zur Macht. Ein Storyteller ist ein guter Mentor, ein Coach, ein Leader. Und wir brauchen die guten Storyteller. Wir brauchen dich.

Wenn du Fragen zum Storytelling hast, dann schau dich hier bei den weiteren Blogartikeln um, schau dir die Diskurse mit tollen Storytelling-Experten an oder schreib mir eine E-Mail mail@anjatimmermann.de

 

Quellen und Literaturhinweise

{Ich ergänze fortlaufend; frag mich gern nach weiteren Ressourcen}.

David Drake: Narrative Coaching.

Christopher Booker: Seven basic Plots.

Heinz Gollwitzer (1962): Die Gelbe Gefahr — Geschichte eines Schlagwortes.

Frank Billé und Sören Urbansky (Eds.): Yellow Perrils. China Narratives in the Contemporary World.

Olivia de Fontana und Sabine Pelzmann: Führung und Macht. Aspekte moderner Führungsrollen — gesehen in den Figuren der Grimm’schen Märchen.

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